FP-Anlageausschuss-Report Dezember 2021

Das Jahr 2021 wird bei vielen Menschen sicherlich mit unterschiedlicher Wahrnehmung in Erinnerung bleiben. Die Kapital- und Finanzmärkte konnten sich diesem schwierigem Gesamtumfeld widersetzen und haben in der Gesamtheit ein gutes Jahr erlebt.

Das 4. Quartal konnte die Rücksetzer aus dem September ausgleichen und die Aktienmärkte erreichten Mitte November einen neuen Höchststand, wie z.B. der deutsche Aktienindex (DAX) mit über 16.200 Punkten. Als sich die Marktteilnehmer auf weitere Rekorde vorbereiteten, sorgte die neue Corona-Mutation Omikron für neue Verunsicherung an den Märkten. Dies führte zu deutlicheren Kursschwankungen, die aber bis zum Jahresende teilweise auch wieder aufgeholt wurden.

Die marktbeherrschenden Themen waren neben der Corona-Situation vor allem die Entwicklung der Zinsen und der Inflation. Das Jahr 2022 steht ganz im Zeichen der Zinsentwicklung. Zwingt die Inflationsentwicklung (Inflation in den USA bei über 6 %) die US-Notenbank FED zu stärkeren Zinsanhebungen, wäre dies negativ für die Marktentwicklung. Sieht die Notenbank die Inflationsentwicklung weiterhin nur als temporär an, könnte sich der positive Markttrend weiter fortsetzen.

Tatsächlich besteht Hoffnung, dass wichtige Inflationskomponenten wie der Ölpreis im kommenden Jahr wieder nachgeben könnten und es keine Lohn-Preis-Spirale gibt.

Aktuell ist die Erwartung, dass die US-Notenbank die Zinsen im nächsten Jahr bis zu dreimal in kleinen Schritten erhöhen könnte und ihr Anleihekaufprogramm im Frühjahr 2023 auslaufen lässt. Die europäische Zentralbank (EZB) hat angekündigt, ihr Corona-Anleihekaufprogramm PEPP ebenfalls im Frühjahr 2023 auslaufen zu lassen, aber die Konjunktur weiter zu unterstützen und keine Zinserhöhungen in 2022 vorzunehmen. Interessant wird auch sein, ob es in der EU zu einer weiteren Vergemeinschaftung der Schulden kommt.

Die globale Konjunktur verläuft weiterhin auf einem soliden Pfad. So erwartet man nächstes Jahr ein weltweites wirtschaftliches Wachstum von ca. 4,5 % und weiterhin robuste Unternehmensgewinne. Wie stark die globale Konjunktur sich nächstes Jahr erholt, dürfte zum einen von der Corona-Situation abhängig sein, aber auch davon wie sich China entwickelt. Bisher war hier die Immobilienkonjunktur der Haupttreiber, was in Zukunft nicht mehr zu erwarten ist. Zudem bremst die Null-Covid- Strategie in China die Konjunktur und somit auch die internationalen Lieferketten. Eine schwache chinesische Entwicklung könnte weltweit zu stagflationären Tendenzen (Inflation bei stagnierender Wirtschaft) führen.

Die nach wie vor hohen Geldmengen und die viele Liquidität suchen weiter nach aussichtsreichen und aktiv gemanagten Kapitalanlagen. Zudem mangelt es aufgrund von Null- und Negativzinsen an sinnvollen Anlagealternativen. Insgesamt sind wir in unserem Basisszenario weiterhin optimistisch für das Gesamtjahr 2022!

Aktienmärkte

Die internationalen Aktienmärkte haben ihren Positivtrend im Jahr 2021 fortgesetzt. Zu beobachten ist aber, dass allein die 5 großen Technologie-Aktien für 70 % des Kursanstiegs beim NASDAQ-Index und seit dem Frühjahr für über 50 % des Anstiegs im S&P 500-Index verantwortlich sind. Eine so hohe Abhängigkeit von einzelnen Aktien ist nicht positiv zu werten. Im neuen Jahr wird es interessant sein, ob der europäische Markt seine schwächere Entwicklung gegenüber dem amerikanischen Markt tatsächlich beenden kann und ob die unterbewerteten Aktien (sog. Value- Aktien) ein Comeback erleben. Insgesamt sind die Aktienmärkte durch das positive konjunkturelle Umfeld und durch die hohe Liquidität unterstützt.

Anleihemärkte

Nach der Ankündigung der US-Notenbank, das Anleihe-Kaufprogramm früher als geplant zu beenden und die Zinsen in 2022 erhöhen zu wollen, sind die Zinsen entgegen der Erwartung sogar eher etwas gefallen. Es wird von der Inflationsentwicklung und der daraus resultierenden Notenbankpolitik abhängig sein, wie sich die Zinsen im Jahr 2022 entwickeln. Wir erwarten tendenziell weiterhin Zinsen auf einem relativ niedrigen Niveau.

US-Dollar

Die amerikanische Leitwährung ist in diesem Jahr weiterhin sehr stark gegenüber fast allen Währungen. Der Euro hat ca. 9 % gegenüber dem Wert am Jahresanfang eingebüßt. Hintergründe hierfür sind die bessere wirtschaftliche Situation in den USA und die Erwartung steigender Zinsen durch die US-Notenbankpolitik im Vergleich zu Europa.

Gold

Das Edelmetall Gold hat sich im Jahr 2021 unter Schwankungen seitwärts entwickelt. Der aktuelle Anstieg der Inflation wurde in den vergangenen Jahren bereits von der Edelmetallpreisentwicklung vorweggenommen. Auf mittlere bis längere Sicht erscheinen uns die Zukunftsperspektiven im beschriebenen Zins- und Geldmengenumfeld, für Gold bzw. die Edelmetalle insgesamt, weiterhin positiv.