Bieten Gold-ETFs noch Schutz vor Inflation?

Die Inflationsraten steigen dynamisch, aber der Goldpreis bleibt in diesem Jahr hinter dieser Entwicklung ­zurück. Hat Gold als Inflationsschutz ausgedient?

Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass Gold auch deutlich hinter anderen Rohstoffpreisen und vor allem gegenüber den großen Kryptowährungen zurück liegt. Wenn man jedoch das Jahr 2020 mit einbezieht wird sichtbar, dass der Goldpreis frühzeitig auf die massiven Zinssenkungen und Gelddruckprogramme im Rahmen der Corona-Krise, und die daraus resultierenden Inflationsgefahren reagierte.

Dem gegenüber gaben die Öl-Preise zunächst stark nach, so dass sich die Renditedifferenz in diesem längeren Zeitraum relativiert. Auch im Vergleich zu den Industriemetallen profitierte Gold nicht so stark von den großen Corona-Konjunkturprogrammen, da nur ein geringer Teil der weltweiten Metallnachfrage der Industrie auf Gold entfällt. Zudem flossen mit dem weltweiten Start der Impfkampagnen Rekordmengen aus Gold-ETFs ab, da die Angst einer Eskalation der Virus-Krise abnahm. Es waren somit vor allem die Anleger, deren Verkäufe den Preisanstieg beendeten. Seit kurzem ist dieser Trend jedoch wieder gegenläufig und ETF-Bestände in Gold nehmen wieder zu. Ein Unsicherheitsfaktor für die künftige Goldpreisentwicklung wären deutliche Zinserhöhungen der Notenbanken. Doch realistischerweise ist von den vier weltweit größten Notenbanken bis auf Weiteres, trotz einer Beschleunigung der Preisinflation, mit keiner nachhaltigen Zinsanhebung zu rechnen.

Hintergrund ist die Rücksichtnahme auf die Rekordverschuldung und die stark gestiegenen Vermögenspreise, zum Beispiel bei Aktien und Immobilien, die sehr empfindlich auf einen Zinsanstieg reagieren würden. Somit sind die Zentralbanken in einem Dilemma, was zu einem grundlegenden Umdenken zur Inflationstoleranz führen könnte.

Der Goldpreis ist somit vor allem ein Frühindikator für kommende Inflationsraten. Spannend wird es, wenn sich bei immer mehr Anlegern die Sicht ändert, dass die Inflation nicht nur vorübergehender Natur ist. Ergänzend zu den inflationären Corona-Folgen kommen der Arbeitskräftemangel und die höheren Lohnforderungen, was zur berüchtigten Preis-Lohn-Preis-Spirale führen könnte. Zudem sind die weltweiten Egoismen von immer mehr Ländern, sowie steigende Umweltauflagen inflationsförderlich.

Der Goldpreis und damit die Preisentwicklung der Gold-ETFs sollten somit im Gleichlauf mit wieder steigenden Inflationserwartungen zunehmen und Gold somit seiner Rolle als Inflationsschutz wieder bzw. weiter gerecht werden. Deshalb und als ergänzende Vermögensversicherung gegen Systemrisiken, hat Gold auch weiterhin seine Berechtigung als Beimischung einer ausgewogenen Vermögensstreuung und sollte zu sichtbaren Nettozuflüssen in Gold-ETFs führen.

Dieser Beitrag wurde von Mathias Lebtig geschrieben und auf BundesFinanzPortal.de sowie auf boerse-express veröffentlicht. Wir durften ihn freundlicherweise hier mit Ihnen teilen!