FP-Anlageausschuss-Report zum 2. Quartal 2023

Der Finanzmarkt konnte seine stabile Aufwärtstendenz auch im 2. Quartal dieses Jahres erfreulicherweise fortsetzen. Die Konjunkturdaten waren besser als erwartet bzw. befürchtet und die Ergebnisse der Unternehmen fielen teilweise sehr gut aus. Diese Entwicklungen bewegten die Aktienmärkte im April und Mai mit leicht positiver Tendenz nach oben.

Nach sehr positiven Bilanzzahlen, insbesondere aus dem US- Technologiesegment, konnten die Börsen im Juni nochmals deutlich zulegen. Die Beruhigung im Hinblick auf die Stabilität des Bankensektors, hat diesen Trend zusätzlich untermauert.

Der Rückgang der Inflationsraten hat sich in diesem Quartal fortgesetzt. Die Inflationsraten sind in den USA auf ca. 4 % gefallen und auch in Deutschland sind die Teuerungsraten rückläufig, aktuell bei 6,3 % gegenüber ca. 9 % in der Spitze im Vorjahr. Was den Notenbanken und Bürgern weiterhin Sorgen bereitet, sind die Kerninflationsraten (Inflation ohne Energie und Nahrung). Diese liegen noch immer bei über 5 % und hier lässt sich noch kein signifikanter Rückgang erkennen. Zudem zeigt sich inzwischen ein veränderter Charakter der Inflation in Form einer Lohn-Preis-Spirale und Preissteigerungen bei Dienstleistungen und im Bereich des Mietmarktes.

Da die Notenbanken erst spät mit Zinserhöhungen reagiert haben, wurde der Zinserhöhungszyklus auch in diesem Quartal fortgesetzt, wenn auch in einem etwas gemäßigteren Tempo. Die europäische Zentralbank EZB hat den Leitzins zweimal um jeweils 0,25 % auf derzeit insgesamt 4,00 % angehoben. Die US-Notenbank hat in ihrer Sitzung im Juni zum ersten Mal, nach zehn aufeinander folgenden Zinsschritten seit Frühjahr 2022, eine Zinspause eingelegt, die Tür für weitere Zinserhöhungen aber offengelassen.

Für die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten wird der Inflationstrend und die sich daraus ergebenden Handlungen der Notenbanken sehr entscheidend sein. Die Erwartung hat sich dahingehend verändert bzw. zeitlich nach hinten verschoben, so dass in diesem Jahr noch mit einigen wenigen Zinserhöhungen gerechnet wird und man erst 2024 auf Zinssenkungen hofft.

Maßgeblich für die Kapitalanlagen wird es sein, wie sich neben den Inflationsdaten und der weiterhin kaum einschätzbaren geopolitischen Lage, die Konjunktur weiterentwickelt. Aktuell sind hier erste „Bremsspuren“ in der Wirtschaft sichtbar. Hintergrund sind sinkende Geldmengen und ein schwächer als erhofftes Konjunkturwachstum in China und Deutschland.

In der Summe sind die Vorzeichen für das 3. Quartal positiv und trendbestätigend. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt jedoch, dass eine tägliche Analyse und eine mögliche aktive Absicherung empfehlenswert sind.

 

Aktienmärkte

Die internationalen Aktienmärkte haben Ihren Aufwärtstrend aus dem ersten Quartal mit etwas gemäßigterem Tempo fortgesetzt. In der ersten Junihälfte konnten Technologie-Aktien mit Bezug zu künstlicher Intelligenz (KI) deutlich zulegen. Von einer breit angelegten Entwicklung sind die US-Aktienmärke aber weit entfernt. So haben im Jahr 2023 bisher von den 500 größten US-Konzernen nur ca. 30 im Kurs zugelegt. Entsprechend sind die Marktteilnehmer auch von einer breiten Euphorie weit entfernt. Die monetären Aussichten sind durch die Zinserhöhungen weiterhin herausfordernd, die technischen und fundamentalen Parameter sehen dagegen besser aus. Wie bereits skizziert, sehen wir das Jahr 2023 als Stabilisierungs- und Übergangsjahr für Aktien. Wir verzichten aufgrund der vielfältigen Einflussfaktoren auf Kurzfristprognosen und agieren auf Sicht, unsere Erwartungen bleiben jedoch weiterhin verhalten optimistisch.

 

Anleihemärkte

iie aktuellen niedrigeren Inflationsraten und -erwartungen stützen die Anleihemärkte. Was nach wie vor bremst, sind die hohen Kerninflationsraten. Die langfristigen Zinsen haben sich auf dem aktuellen Niveau eingependelt und die Entwicklung war in diesem Quartal seitwärtsgerichtet. Es scheint möglich, dass der Zinsgipfel in den USA im langfristigen Bereich bereits erreicht ist, in Europa könnte dies im nächsten Quartal der Fall sein. Sobald die Inflation in Richtung 2 % zurückgeht, würde dies weitere Kursgewinne der Anleihemärkte erwarten lassen.

 

US-Dollar

Der Euro hat sich in diesem Quartal im Vergleich zur amerikanischen Leitwährung mit +1 % etwas stärker entwickelt. Wir erwarten eine weitere Seitwärtsentwicklung, die sich je nach Veränderung in den Zins-, Inflations- und Konjunkturerwartungen, in beide Richtungen verschieben könnte.

 

Gold

Das Edelmetall hat sich bis Anfang Mai in Richtung Rekordhoch vorgearbeitet, nach einer bereits starken Entwicklung im ersten Quartal. Ab diesem Zeitpunkt gab der Goldpreis einen Teil seiner Gewinne ab und notiert auf Quartalsbasis ca. 1 % niedriger. In Zukunft positiv bemerkbar machen sollten sich Rückgänge bei den Zins- und Inflationserwartungen. Zudem eignet sich Gold gut zur Vermögensstabilisierung und als Krisenschutz.

 

Stand: 22.06.2023

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