Mein privates Geldsystem zeigt mir, wo ich persönlich stehe
Tausende Kontobewegungen begleiten uns im Laufe unseres Lebens. Unser Kontostand ist eine Zahl, die nichts darüber aussagt, wo wir persönlich stehen. Auch spiegelt der Kontostand nicht wieder, ob unsere Verbindungen zum Geld mehrheitlich positiver oder negativer Art sind. Aber gerade die persönlichen Verbindungen zum Geld sind es, die unsere Verhaltensweisen – auch außerhalb der Geldanlage – prägen.
Aufgrund unterschiedlichster Erfahrungen und Prägungen, entwickelt jeder von uns sein eigenes privates Geldsystem. Genauer gesagt, entwickelt sich das private Geldsystem in und um uns. Während wir in jungen Jahren normalerweise unbekümmerter mit Geld umgehen und mit diesem Geld meist eine positive Energie und Freude verbinden, lehrt uns das spätere Leben angeblich die „Schattenseiten“ des Geldes. Wir übersehen dabei möglicherweise, dass es sich eigentlich um die Schattenseiten des Lebens handelt.
Wir sammeln sowohl über menschliche oder mediale Kontakte, als auch durch eigene Lebenserfahrungen, unzählige Eindrücke.
Diese Eindrücke prägen uns.
So können von zwei Personen mit identischem Kontostand unterschiedlich zufrieden sein, weil sie unterschiedliche Verbindungen zum Geld, sprich sehr unterschiedliche private Geldsysteme, haben.
In Familien oder Partnerschaften überschneiden sich darüber hinaus die privaten Geldsysteme. Mit jeder weiteren Generation oder Partnerschaft potenziert sich diese Überkreuzung. Es ist daher nahezu ausgeschlossen, einem Menschen zu begegnen, der sich genau im identischen Geldsystem befindet. Daher werden mit Geld vielfältige, oft widersprüchliche Erfahrungen, aber auch Erwartungen und Forderungen ausgedrückt.
Um hier Überblick zu behalten, gilt es sein eigenes Geldsystem zu verinnerlichen und positive Verbindungen zum Geld aufzubauen. Positive Verbindungen zum Geld aufzubauen wird auf Dauer nur funktionieren, wenn wir im Alltag positive Verbindungen, auch abseits des Geldes, aufbauen.
Ein erster Schritt hierzu wäre, Geld wirklich „nur“ als Geld anzunehmen – klingt einfach, ist jedoch erfahrungsgemäß schwer.
Warum gehen wir beispielsweise mit einem Lotteriegewinn anders um, als mit geerbtem oder erarbeitetem Geld?
Wenn wir Geld als ausschließlich als Geld annehmen würden, spielt es keine Rolle, wo es her kommt.
In der Praxis ist zu beobachten, dass Menschen mit Lotteriegewinnen unbekümmerter umgehen, als mit geerbtem oder erarbeitetem Geld. Gründe: Lotterieteilnehmer sind anonym. Demzufolge haben sie hier kein schlechtes Gewissen, jemandem etwas wegzunehmen. Sie geraten auch in keine Rechtfertigungsrolle. Ein Gewinn ist positiv behaftet, er signalisiert Glück. Faktisch hat das Geld jedoch nur die Seite gewechselt und es gibt in dieser Lotterie-Verbindung viele Verlierer.
Bei Erb- und Familienstreitigkeiten hingegen, muss Geld oft als Grund für Konflikte herhalten, obwohl es dafür nicht hauptursächlich ist. Vielmehr tritt die eigene Verbindung zum Erblasser zu Tage. Und so gehen Erben mit dem Geschenkten ganz unterschiedlich um. War die Beziehung zum Erblasser von großer Wertschätzung und sozialem Miteinander geprägt, ist es für sie einfacher, das geerbte Geld „unbelastet“ anzunehmen. Anders, wenn die Beziehung auf Konflikten beruhte. Dann wurden bereits zu Lebzeiten negative Verbindungen zum Erblasser – und damit auch zu seinem Geld -aufgebaut. Unsichere Menschen, zu denen der Erblasser zu Lebzeiten eine Machtkulisse aufgebaut hat, stellen sich nicht selten die Frage, ob sie das Geld überhaupt verdient haben oder ob man es ihnen gönnt. Fragen über Fragen, die auch dazu führen können, dass Beschenkte bzw. Erben sagen, sie hätten das Geld am liebsten gar nicht.
Ähnlich verhält es sich bei erarbeitetem Geld und dem Verhältnis von Arbeitnehmer zum Arbeitgeber.
Je häufiger wir selbst negative Erfahrungen mit Geld machen oder solche an uns herangetragen werden, desto größer ist das Risiko, dass wir negative Verbindungen zum Geld aufbauen und Geld eine negative Hauptrolle in unserem Leben spielt. Ängste und übertriebene Vorsicht im Alltag können die Folge sein. Haben wir viel Geld, sorgen wir uns, dieses zu verlieren. Haben wir wenig Geld, sorgen wir uns um unsere Existenz.
Aufgrund äußerer Einflüsse ist es nahezu unmöglich, ein völlig klares, unbelastetes privates Geldsystem zu integrieren. Dennoch können wir daran arbeiten. Wir können den Spiegel, den uns unser Umgang mit Geld vorhält, aktiv nutzen, um uns Klarheit zu uns selbst zu verschaffen und Konfliktthemen bewusst anzugehen.
Die Arbeit mit uns selbst wird sich in doppelter Hinsicht auszahlen, da sie sowohl zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit beiträgt, als auch die Zufriedenheit im Alltag steigert.